Depressionen entwickeln sich nicht erst seit Corona wie eine Epidemie:
50% der Betroffenen, die an einer depressiven Episode erkranken, bekommen später eine zweite. Von diesen erleiden 70% eine dritte und von denen 90% eine vierte Episode. Bei mehr als 50% der als depressiv diagnostizierten Patienten ist die Depression das Endergebnis einer oder mehrerer anderer unbewältigter psychischer Erkrankungen, meistens Angsterkrankungen.
Depression basiert auf einem Fundament aus Passivität:
Die Gegenwart wird von dem Betroffenen als extrem negativ erlebt. Er entwickelt eine permanente Fokussierung auf negative Vergangenheiten und negative Zukünfte. Dadurch entsteht das Gefühl von Erstarrung in Zeitlosigkeit. Zusätzlich kommt es oft zu einer massiven Selbstabwertung. Und es wird eine Beziehung zu sich selbst hergestellt, die davon ausgeht, dass nie etwas funktioniert.
Die Betroffenen sind nicht nur anfällig für Depressionen, wenn sie mit Lebensstressoren konfrontiert werden. Sondern sie erzeugen – unbewusst und ungewollt – auch eher Stressfaktoren, die ihr Risiko für diese Störung erhöhen. Stress und Depression stehen somit in einer Transaktionsbeziehung, wobei beide einen Einfluss auf den anderen ausübt.
Deshalb legt die strategische Psychotherapie einen doppelten Schwerpunkt darauf, (1) schutzbedürftigen Personen anpassungsfähigere Strategien zur Bewältigung von Lebensereignissen beizubringen, z.B. kognitive Interpretationen zu modifizieren. Und soziale Unterstützung zu erhalten, und (2) gefährdeten Personen beizubringen, ihre eigene Rolle bei der Erzeugung von Stressereignissen zu identifizieren und zu reduzieren. Diese doppelte Betonung erfordert die Entwicklung von sowohl problemorientierten als auch emotionsorientierten Bewältigungsfähigkeiten.
Elementar für die Therapie ist eine kognitive Umstrukturierung vom bisherigen Problemerleben: „Du bist mehr als deine bisherige Geschichte.“ Und mögliche alternative Interpretationen auf Geschehnisse als die bisherige negative zu finden: „Könnte es auch ganz anders sein…?“ Und dabei Neugier in die Zukunft zu entwickeln: „Morgen ist noch nicht geschehen“ und „Gibt es etwas, was du tun willst, was du bisher noch nie getan hast?“
Die Strategische Psychotherapie geht davon aus, dass nicht allein die Vergangenheit die Gegenwart und Zukunft bestimmt. Sondern die Entwicklung der Gegenwart bestimmt die Wirkung der Vergangenheit.