Die strategische Psychotherapie versteht Burnout als Ergebnis gestörter
Beziehungen. Diese können sowohl im beruflichen wie im privaten Kontext
auftreten. Betroffene Personen haben aber besonders die Beziehung zu sich
selbst verloren.
Besonders häufig sind engagierte und kompetente Menschen betroffen, die sich
primär über Arbeit und Leistung definieren. Sie sind davon getrieben, die
Erwartungen anderer zu erfüllen, die sie ungewollt für ihre eigenen halten. Sie
leben also unbewusst nicht, was ihnen entspricht. Sondern wollen anderen
entsprechen, um Anerkennung zu bekommen.
Bei dem von Burnout betroffenen Klienten herrscht ein ständiges Erleben von
Defizit vor. Weil seine Zielvorstellungen und sein gefühlter Ist-Zustand eklatant
voneinander abweichen. Dabei wirken die nicht erreichbaren Wunscherfüllungs-
fantasien als perfektionistische Antreiber von außen – begleitet von einer inneren,
negativ-abwertenden Stimme über den Ist-Zustand. („Es ist nie genug.“)
Die Folgen des ständigen Über-die-eigene-Grenze-gehen zeigen sich in
Erschöpfung, Depression und psychosomatischen Beschwerden. Je gestörter die
Beziehungsatmosphäre ist, desto stärker sind die Symptome. Diese sollten als
gesunde Regulierungsmechanismen verstanden werden.
Eine gesunde Beziehung sollte Empathie, gegenseitige Wertschätzung und Respekt und eine Begegnung auf Augenhöhe beinhalten.
Die therapeutische Intervention setzt beim Ambivalenz-Management an („sowohl
– als auch“ statt „entweder – oder“). Dabei wird der Therapeut zum
Kooperationspartner des Klienten bei dessen Such- und Findeprozess der
„zweitbesten Lösung“, indem man sich an Zielen orientiert, die man selbst
erreichen kann. Optimierung statt Maximierung und Balance in Bewegung
werden angestrebt in einer Haltung, es nicht allen gerecht machen zu können.
Und sich trotzdem gut dabei zu fühlen, weil die Anerkennung der eigenen
Grenzen die Voraussetzungen zur Ressourcenaktivierung darstellt. Und diese
führt den Klienten schnell und präzise in seine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten.
Weil sich bei vielen Entscheidungsoptionen die „beste Lösung“ erst in Zukunft
herausstellt, kann man Entscheidungen nur nach Wahrscheinlichkeiten treffen.
Deshalb sollte innerhalb des Klienten der Zukünftige dem Gegenwärtigen ein
liebevoller Freund sein. Der ihn tröstet, schützt und wertschätzt für seinen Mut.
unter schwierigen Bedingungen überhaupt eine Entscheidung getroffen zu haben
Und ihm bereits jetzt eine solidarische Zusicherung geben für den Fall, dass
etwas nicht wie erhofft eintrifft, wodurch ein achtungsvoller und freundschaftlicher Umgang mit sich selbst möglich wird.
Die Fragen, die sich der Burnout-Betroffene stellen sollte, wäre: „Was fehlt mir,
damit ich mich gut aufstellen kann. Und was kann ich tun, damit meine Grenze
nicht mehr überschritten wird? In welcher Atmosphäre fühle ich mich aufgerieben? Habe ich bisher oft – ohne es zu wollen – im Leben nach den Erwartungen und Vorstellungen anderer gelebt aus der Suche nach Anerkennung
heraus?“