Ängste und Panik sind die bekanntesten psychischen Erkrankungen, die in der Regel nicht allein für sich existieren. Sie sind oft Ausprägungen anderer psychischer Probleme, bei denen die Angst vor der Angst im Vordergrund steht.
Auch bei den spezifischen („Phobien“) und unspezifischen („Generalisierte Angststörung“) Ängsten steht bei der Strategischen Kurzzeit-Therapie die Erfahrung vor der Erkenntnis. Damit gehen wir genau den gegenteiligen Weg wie die traditionelle Therapie, die davon ausgeht, dass die Erkenntnis der Ursachen von Problemen auch zu deren Lösung führt. Die Richtigkeit unserer Vorgehensweise wird auch dadurch deutlich, wenn man sich bewusst macht, dass bei der Problemenstehung ebenfalls die Erfahrung (z.B. plötzliche Panikattacke) vor der Erkenntnis daraus (z.B. Vermeidungsverhalten als Schutz vor Wiederholung der Panikattacke) auftritt.
Sowohl bei der Problemaufrechterhaltung als auch bei der Lösungsstrategie ist dabei alles Erleben das Ergebnis von Aufmerksamkeitsfokussierung:
Im Flugzeug schaut man einen Film oder in das Smartphone. In der Warteschlange im Supermarkt sieht man auf die Produkte und Kunden. Und im Fahrstuhl betrachtet man sein Spiegelbild. Durch das „auslösende Ereignis“ (oft Panikattacke) verliert man oft diese Fähigkeit, unbewusst die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Stattdessen steht jetzt bewusst die Angst vor einer Wiederholung im Vordergrund: Im Flugzeug die Angst vor einem Absturz nach dem Erleben einer Turbulenz über den Wolken. Im Supermarkt nach einer erstmals auftretenden Atemnot in der Warteschlange die Angst vor dem Einkauf selbst. Oder nachdem der Fahrstuhl einmal steckengeblieben ist das Ausweichverhalten, in Zukunft keinen Fahrstuhl mehr zu besteigen.
Im Rahmen der strategischen Kurzzeit-Therapie lernt man die verlorengeglaubte Fähigkeit der bisher unbewussten Aufmerksamkeitsfokussierung auf etwas anderes gewissermaßen neu, aber zunächst durch die jetzt bewusste Ausführung der Aufgaben des Therapeuten, die auf den Klienten individuell angepasst sind. Durch die daraus entstehende Perspektivkorrektur verringert sich die Angst deutlich und der Klient gewinnt durch Ressourcenaktivierung seine Kompetenz wieder zurück.
